Der Staat gegen Fritz Bauer

Im Moment läuft ein sehr guter deutscher Film im niederländischen Kino – unbedingt ansehen!

Der deutsche Film hat letztes Jahr gleich zwei Filme hervorgebracht, die etwas mehr als 10 Jahre nach Kriegsende (Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre) in der BRD spielen. Eine Zeit, in der die Deutschen nach vorne blickten und sich nicht mit ihrer jüngsten Vergangenheit auseinander setzten wollten. Man richtete sich auf den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder. Der Krieg, die Nazi-Vergangenheit und ihre Verbrechen sowie die Mitverantwortung daran wurden sorgfältig verdrängt.

“Der Staat gegen Fritz Bauer” ist einer dieser Filme. “Im Labyrint des Schweigens” der andere. Der erste Film macht den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Sozialdemokrat, Jude und Homosexueller!) zu seinem stillen Helden. Im zweiten Film geht es um den Auschwitzprozess in Frankfurt, dem größten und wichtigsten Prozess der bundesdeutschen Geschichte, wo Fritz Bauer auch eine Nebenrolle spielt.

Der Staat gegen Fritz Bauer – Inhalt

“Deutschland 1957. Während die junge Bundesrepublik die NS-Zeit hinter sich lassen will, kämpft ein Mann unermüdlich dafür, die Täter im eigenen Land vor Gericht zu stellen: Zwölf Jahre nach Kriegsende erhält der kompromisslose Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Burghart Klaußner) den entscheidenden Hinweis darauf, wo sich der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann versteckt halten soll. Gemeinsam mit dem jungen Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld) beginnt Bauer, die Hintergründe zu recherchieren. Doch es formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise: In seiner eigenen Behörde verschwinden immer wieder Akten und auch Oberstaatsanwalt Ulrich Kreidler (Sebastian Blomberg) und BKA-Mitarbeiter Paul Gebhardt (Jörg Schüttauf) behindern den unliebsamen Bauer in seinen Ermittlungen. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen unsichtbare Gegner beginnt, doch Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend, dass ihnen die Jagd auf Eichmann sowohl beruflich als auch privat alles abverlangen wird.” (Quelle: http://www.derstaatgegenfritzbauer.de/inhalt.html)

Wer war Fritz Bauer?

Fritz Bauers Biografie vereint mehrere Aspekte der deutsch-jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. 1903 wird er als Sohn jüdischer Eltern in Stuttgart geboren. 1930 wird er mit 26 Jahren zum jüngsten Amtsrichter im Deutschen Reich ernannt. 1933 wird der Sozialdemokrat von der GESTAPO festgenommen und aus dem Staatsdienst entlassen. Fritz Bauer wird wegen antinazistischer Tätigkeiten für einige Monate im Konzentrationslager Heuberg inhaftiert. Erst 1936 gelingt ihm die Flucht aus Deutschland –  zunächst nach Dänemark, dann nach Schweden, wo er den Krieg überlebt. 1949 kehrt er nach Deutschland zurück, um beim Aufbau eines demokratischen Justizwesens mitzuwirken und um die NS-Verbrechen vor Gericht zu bringen. Ein Jahr später tritt er die Stelle als Generalstaatsanwalt in Braunschweig an. 1956 folgt die Berufung zum hessischen Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main durch den hessischen Ministerpräsident Georg August Zinn – ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1968 ausübt.

Das fesselnde Porträt eines mutigen Mannes

Fritz Bauer kämpft unermüdlich und mutig in seiner Amtszeit dafür, die NS-Verbrecher in Deutschland vor Gericht zu bringen. Er will ein demokratisches Deutschland. Ein Deutschland, dass sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt anstatt die Täter zu schützen. Trotz aller Widerstände scheut er nicht davor zurück, den Finger in die Wunde zu legen. Der Film zeichnet ein fesselndes Porträt des mit sich ringenden Fritz Bauer, der mutig und trotz aller Widrigkeiten seinen Weg geht. In einem Interview mit dem Spiegel äußerte sich Lars Krause: “Er wollte nicht als ‘Rachejurist’ eingestuft werden. Wir haben gesagt, wir erzählen die Geschichte der Erlösung eines Mannes, der sich einmal der Tyrannei der Nazis unterworfen hat, der zurückkommt und diese Erniedrigung auslöschen will. Ein Mann, der erkennt, dass es eine junge Generation gibt, die etwas anderes will.”

Dass Fritz Bauer der Mann war, der den entscheidenden Hinweis zur Festnahme des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann lieferte, wurde erst nach seinem Tod bekannt. Auch deshalb ist dieser Film so bedeutend. Er erzählt die Geschichte eines stillen Helden, der sogar bereit ist Landesverrat zu begehen, um einen der größten NS-Verbrecher zu ergreifen.

Fritz Bauer wurde zu seinen Lebzeiten vor allem mit dem Auschwitz-Prozess bekannt, in dem ab 1963 erstmals seit den Nürnberger Prozessen in großem Maßstab die nationalsozialistische Vergangenheit aufgearbeitet wurde.

Fazit

Es ist ein sehr guter und wichtiger Film. Ein Film der den Mann aus der Vergessenheit ruft, der entscheidend dazu beigetragen hat, dass die Deutschen sich mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt haben und ein demokratisches Deutschland entstehen konnte.

Die Schauspieler überzeugen allesamt in ihren Rollen. Burghart Klaußner (spielt Fritz Bauer) sieht dem echten Fritz Bauer nicht nur ähnlich, er verkörpert ihn bis ins letzte Detail. Ich habe selten einen so guten Film gesehen – also unbedingt die Chance ergreifen und ihn ansehen!

 

Der Staat gegen Fritz Bauer

Deutschland 2015

Regie: Lars Kraume

Drehbuch: Lars Kraume, Olivier Guez

Darsteller: Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, Laura Tonke, Michael Schenk, Dani Levy

Produktion: Terz Filmproduktion, Zero One Film

Verleih: Alamode Film

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Start: 1. Oktober 2015

 

Quellen:

http://www.derstaatgegenfritzbauer.de/home.html

http://www.fritz-bauer-institut.de/fritzbauer.html

http://www.spiegel.de/kultur/kino/der-staat-gegen-fritz-bauer-grosses-nazijaeger-kino-a-1055561.html

http://www.zeit.de/kultur/film/2015-09/staat-gegen-fritz-bauer-lars-kraume

 

Copyright:

Text: © Julia Peine

Fotos & Trailer: © Alamode Film